Energiesparen beim Warmwasser

In den modernen, gut wärmegedämmten Häusern nimmt der Anteil an Energie für die Warmwassererzeugung gegenüber dem Raumheizwärmebedarf immer mehr zu.

Mit Armaturen mit der Funktion «Mittelstellung kalt» lässt sich Warmwasser und somit Energie für das Aufheizen des Wassers sparen. Im Auftrag von EnergieSchweiz haben die Hochschule Luzern und die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften im Rahmen einer Feldstudie die Sparpotentiale und die Nutzerakzeptanz solcher Armaturen untersucht.

Wir haben mit dem Projektleiter, Dr. Benoît Sicre gesprochen.

 

Herr Sicre, wie funktionieren diese Eco-Armaturen?

Bei den herkömmlichen Einhebel-Wasserhähnen steht in der Regel der Hebel aus ästhetischen Gründen in der Mitte. In dieser Position fliesst gleichzeitig Kalt- und Warmwasser, auch wenn nur Kaltwasser benötigt wird. Bei den sogenannten «Eco-Armaturen» jedoch fliesst in der Mittelstellung nur kaltes Wasser.

Wenn die Leitung kalt ist, beispielsweise früh morgens, dauert es eine bestimmte Zeit, bis das Warmwasser am Lavabo oder am Spültisch fliesst. Das Warmwasser muss eben den langen Weg vom Wärmerzeuger im Keller bis zum Wasserhahn zurücklegen. Das ist die sogenannte «Ausstosszeit».

Manchmal, zum Beispiel beim Händewaschen oder beim Ausspülen eines Waschlappens dauert das Waschen oder Spülen allerdings weniger lang als die Ausstosszeit vom Warmwasser ist. Das Warmwasser hat nicht die Zeit, vor Ende der Wasserzapfung den Wasserhahn zu erreichen, bleibt in der Leitung ungenützt und kühlt sich dort wieder ab. Diese Verschwendung soll mit der Eco-Armatur vermieden werden, indem der Benutzer vor dem Betätigen der Armatur dazu angeregt wird, zu überlegen, ob er tatsächlich Warmwasser benötigt und wenn ja, dann die die Armatur bewusst auf warm stellt.

 

Was ist das Ziel?

Wenn weniger Energie für das Aufheizen des Trinkwassers benötigt wird, profitiert davon nicht nur die Umwelt sondern auch das Portemonnaie der Nutzerhaushalte. Warmwasser ist nämlich der zweitgrösste Energieverbrauch im Haushalt.

Die Wassermenge bleibt gleich wie bei herkömmlichen Wasserhähnen. Probleme mit verstärkter Verschmutzung des Abwassernetzes oder der Entstehung von unangenehmen Gerüchen aus der Kanalisation im Sommer sind nicht zu erwarten. Es wird aber bedachter und nachhaltiger mit Energie umgegangen.

Der Komfort bleibt mit der Eco-Armatur der Gleiche. Der Benutzer entscheidet selbst, ob er Warmwasser benötigt oder nicht. Der Entscheid dazu sollte aber mit der Eco-Armatur bewusster gefällt werden.

 

Was waren die ersten Reaktionen bzw. wie ist die Akzeptanz der Benutzer?

Generell wollen viele der 16 Test-Haushalte der Studie etwas für die Umwelt tun und sagen von sich selber, dass sie bereits sparsam mit Warmwasser umgehen. Als wir nach Probanden gesucht haben, kamen sehr viel Bewerbungen.

In den Interviews mit den Haushalten zeigte sich jedoch, dass vor dem Einbau der Eco-Armatur oft generell die Mittelstellung verwendet wurde und so immer auch Warmwasser gezapft wurde.

Die Eco-Armatur hat bei einigen Haushalten zu einem bewussteren Umgang geführt und rein kaltes Wasser- also die Mittelstellung - wird von deutlich mehr Haushalten als Standardeinstellung genutzt. Bei einigen Haushalten steht der Hebel der Eco-Armatur jedoch einfach standardmässig auf lauwarm. Dies entspricht natürlich nicht dem beabsichtigten Effekt der Eco-Armatur. Aber auch diese Haushalte störten sich nicht an der Eco-Funktion - also der Mittelstellung mit kaltem Wasser.

Jedoch weist die Eco-Armatur einen etwas geringeren Wasserdurchfluss auf, es fliesst also weniger Wasser pro Minute. Viele Haushalte stören sich an der längeren Ausstosszeit. Dies führte bei den Teilnehmern oft zu einem Gefühl des Wasserverschwendens, wenn längere Zeit kaltes Wasser ungenutzt laufen gelassen wird, bis das gewünschte warme Wasser kommt. Tatsächlich wird aber nicht mehr Wasser als vorher verschwendet, da weniger Wasser pro Zeit fliesst.

 

Wann würden Sie den Einsatz solcher Armaturen empfehlen?

Wir empfehlen den Hauseigentümern grundsätzlich den Einbau von Eco-Armaturen bei Neubauten, sowie auch bei bestehenden Häusern, sofern die Armaturen sowieso erneuert werden müssen. Aufgrund der Energieeinsparungen rechnet sich der Ersatz aus ökologischer Sicht schon nach kurzer Zeit. Allerdings muss den Haushalten gut erklärt werden, dass die Eco-Armaturen neben der veränderten Mittelstellung auch einen geringeren Wasserdruckdurchfluss aufweisen und sich daher die Wartezeit für warmes Wasser erhöht – jedoch nicht die durchgelaufene Wassermenge.

Zudem können wir uns auch gut vorstellen, dass die Armaturen in Zukunft häufiger in der Gastronomie, in Hotels und in öffentlichen Einrichtungen zum Einsatz kommen.

 

Herr Sicre, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

SVG Schweizerische Vereinigung für Gesundheitsschutz und Umwelttechnik

 

Zum Projekt:

Schlussbericht

https://pubdb.bfe.admin.ch/de/publication/download/10173

Blogeintrag von Energieschweiz

https://energeiaplus.com/2020/09/14/energiesparen-beim-warmwasser-im-bad-und-in-der-kueche/

 

Bilder:

 

Armatur mit Mittelstellung kalt in kalter Stellung,

Quelle: Benoit Sicre, Hochschule Luzern

 

 

Armatur mit Mittelstellung kalt in warmer Stellung,

Quelle: Benoît Sicre, Hochschule Luzern

 

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Schweizerische Vereinigung für Gesundheitsschutz und Umwelttechnik

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